Nach der Festschrift des „Rheinhessischen Elektrizitätsverbandes zu Osthofen“, war mit den Elektrizitätswerken der Stadt Mainz und unter Heranziehung der Elektrizitätswerke von Bingen und Worms, eine allgemeine Versorgung der Provinz mit Elektrizität beabsichtigt. Es folgten langwierige Verhandlungen mit den Siemens-Schuckert-Werken. Dass es nicht schneller mit der Elektrifizierung voranging, lag offensichtlich daran, „dass die an den Verhandlungen beteiligten Kreisämter Alzey, Mainz und Bingen die Zeit für die Ausführung des Projektes zunächst nicht für geeignet hielten und eine Hinausschiebung auf einige Zeit wünschten“. Wichtiger Grund einer Hinausschiebung des Großprojektes war auch der von der Stadt Mainz geforderte Strompreis von 55 Pfennig pro Kilowattstunde.
Daraufhin ruhten weitere Verhandlungen mit der Stadt Worms über die Stromversorgung im südlichen Rheinhessen. Doch der Fortschritt war nicht aufzuhalten. Beschleunigt wurde der Aufbau eines Stromversorgungsnetzes durch die geplante Vergrößerung der Pumpstation des Gruppen-Wasserversorgungsverbandes für das Seebachgebiet in Osthofen. Nur durch eine Verstärkung der Stromzufuhr war dies machbar. Was lag näher als der Gedanke, die Stromversorgung der rheinhessischen Landgemeinden mit zu verbinden?
Verhandlungen über Bau und Betrieb eines Kraftwerkes
In zahlreichen Besprechungen und Sitzungen wurden Planungen vorgestellt, besprochen, verworfen, Kostenermittlungen angestellt. Verhandelt wurde mit der „Rheinischen Schuckert-Gesellschaft für elektrische Industrie AG“ über Bau und Betrieb eines Elektrizitätswerkes in Worms, in die mittlerweile auch die Kreisämter Alzey, Mainz und Oppenheim eingebunden waren. Die Verwirklichung des Projektes wurde auf der Grundlage, „dass der Unternehmerin der Bau und Betrieb des Werkes überlassen werden sollte, beschlossen.
Die Gemeinden sollten sich zu einem rechtsfähigen Verband zusammenschließen und sich an der Beschaffung des zur Erbauung der Anlage erforderlichen Kapitals beteiligen“, so in der Festschrift des Verbandes.
Die Landgemeinden wurden zu den Verhandlungen und der Vertragsgestaltung ab dem 7. Mai 1909 hinzugezogen. Sie schlossen sich zum Verband jedoch erst zusammen, nachdem das Großherzogliche Ministerium des Innern in Darmstadt am 5. Juli 1909 keine Bedenken gegen die vorgelegte Vertragsgestaltung hatte. Das neue Kraftwerk, ein Kohlekraftwerk, wurde schließlich in Rheindürkheim gebaut, unter anderem auch weil man das Rheinwasser zu Kühlzwecken günstig nutzen konnte.
Schaut man auf die jüngste Vergangenheit, so erfolgte nach 100 Jahren elektrischer Energieversorgung, erst durch Kohle und bis dato teilweise in Atommeilern erzeugt, jetzt die Periode „Windkraftstrom“ – ganz im Trend der Zeit.
Heute gehören die gewaltigen Windräder zum Landschaftsbild dazu. Was im Jahre 2012 als Selbstverständlichkeit erscheint, nahm in Wachenheim im August 1912 seinen Anfang, als dort die ersten Haushalte ans Stromnetz angeschlossen wurden.
Wolf-Dieter Egli
Mit freundlicher Genehmigung der Wormser Zeitung