Eine volle Flanier und Genussmeile in Wachenheim  –––

 

Neben den Früchten des Herbstes konnten die zahlreichen Besucher, aus dem näheren und weiteren regionalen Umfeld zum 16.  Zellertaler Hofladentag per Fahrrad und PKW angereist, Ortsgeschichte, historsches Handwerk und  Wochenmarkt Idylle mit allerlei nicht alltäglichen Genüssen erleben. Das Interesse war groß, die Dorfstraße eine belebte Flanier- und Genussmeile, die Höfe konnten zeitweise nur schwer die Besucher fassen. Nicht endendes strahlendes Spätsommerwetter, der Duft eines reichlich und gut werdenden Weinjahrganges in den Straßen. Herz was willst du mehr.

In sieben verschiedenen Höfen und auf Plätzen boten 19 Erzeuger der Region ihre Produkte an. Der Bogen der „Genüsse“ spannte sich von Fruchtaufstrichen, Pestos und Wurstspezialitäten, Ölen, und Backwaren, über Wildgerichte, Obst, Gemüse, Honig und Kartoffeln bis zu Kürbissen und heimischen Tafeltrauben. Der „Neue“ gerade in die Fässer zur Reife eingelagert wurde, leckerer Kuchen, deftiger Spezialitäten und Zellertaler Weine. Da kam jeder und jede auf ihre Kosten. Ein Original Wochenmarktstand wie er stets auf dem Wormser Wochenmarkt zu sehen ist, eine echte Bereicherung.

Für viele Besucher von großem Interesse eine Ölmanufaktur mit kaltgepressten Ölen, Essig und Mus. Eine Seltenheit, die Vorstellung des Lorscher Tabakprojektes, wo gezeigt wurde wie einst, aber auch noch heute Zigarren gerollt wurden. So mancher kaufte sich so eine Zigarre zum einmaligen Genuss.

Ein besonderes Highlight auf dem Rundgang durch den Ort war die 1750 erbaute Dorfschmiede, in noch voller Ausstattung. Man konnte fast noch den Geruch der einstmals im Einsatz befindlichen Esse “riechen“. Die Schmiede einst wichtiger Dorfmittelpunkt. Zum einen wegen erforderlicher handwerklicher Leistungen, Hufbeschlag für alle im landwirtschaftlichen Alltag eingesetzten Vierbeiner, aber auch für viele sonstige Metallarbeiten. Die Dorfschmiede war zudem auch Kommunikationsort. Hobbyschmied aus Leidenschaft, Werner Gaede erläuterte den zahlreichen interessierten Besuchern wie in der Schmiede gearbeitet wurde.

Etwas weiter dann, in der alten Dorfmitte, war Gelegenheit die geöffnete evangelische Remigius Kirche zu besuchen. Erstmals wird diese in einem Ablassbrief von Papst Johannes XXII. vom 6.Mai 1325, dessen Sitz seinerzeit  Avignon war erwähnt.  Und in der Kirche der 529 Jahre alte dreiflügelige Marienaltar. Im Sockel des beeindruckenden Kunstwerkes hat sich der Stifter, Landschaft von Steinach mit seinem Wappen, einer Harfe mit gekröntem Manneshaupt, verewigt.

Von ursprünglich vier gotischen Altären in der einstigen Kapelle überstand nur dieses Juwel alle Unbilden der Zeitenläufe und blieb Wachenheim in seinem heutigen Glanz und seiner Ausstrahlung erhalten. Es grenzt schon an ein Wunder. 1927/28 beabsichtigte der Kirchenvorstand den Verkauf des Altars für einen Preis von 7.500 RM an das Landesmuseum Darmstadt. Allein der Tatsache, dass der Museumsdirektor den geforderten Preis für das „Werk zweiten Ranges“, wie es missachtend aus Darmstadt hieß, für überzogen hielt und nicht mehr als 3.500 RM zu zahlen bereit war, und der Kirchenvorstand hartnäckig bei seiner Forderung blieb, sich nicht auf diesen Deal einließ, ist es zu verdanken, dass der spätgotische Altar Wachenheim erhalten blieb.

An der Kirche ein Infostand der Initiatoren des Hofladentages „Zellertal Aktiv“ wo deren Vorsitzende Heidi Zies hinreichend den Besuchern Auskunft über Wachenheim und das Zellertal gab; in der Nähe ein die Szene belebendes Drehorgelduo aus Alzey.

Wolf-Dieter Egli